Martinskirche

Auf der „Hochterasse“ innerhalb der Stadtmauer befindet sich die „Freiung“, das älteste Zentrum der „Mittelalterstadt Hainburg“. Von der Gründung 1050 bis zum Ende des 12. Jahrhunderts war hier der Haupt- und Versammlungsplatz. Hier stand auch die älteste Kirche Hainburgs, eine Marienkirche. An ihrer Stelle wurde dann im 13. Jhd. Hainburgs „große Kathedrale“, die Martinskirche errichtet. Bauherr war die Hainburger Bürgerschaft. Der Bau der Martinskirche begann 1230 unter dem Babenbergerherzog Leopold VI. und dauerte bis in die Regierungszeit König Ottokars II. von Böhmen als Herzog von Österreich (welcher 1252 die Babenbergerin Margarete auf ihrem Witwensitz Hainburg geheiratet hat). Als den Bürgern 1261 die Kosten für den Riesenbau über den Kopf wuchsen, durften sie anlässlich der gerade stattfindenden zweiten Hochzeit König Ottokars, diesmal mit einer ungarischen Prinzessin, bei den fürstlichen Hochzeitsgästen Geld sammeln für die Martinskirche. (Diese zweite Hochzeit wurde – nach Annullierung der Ehe mit Margarete wegen Kinderlosigkeit – ebenfalls bei Hainburg gefeiert).  Wie imposant diese Kirche gewesen sein muss, lassen älteste Abbildungen der Stadt Hainburg erahnen, auf denen noch die Ruinen der Martinskirche erkennbar sind. Diese wurde nämlich in den kriegerischen Auseinandersetzungen des 15. und 16. Jahrhunderts so schwer beschädigt, dass sie schon im 17. Jahrhundert ihre Funktion als Stadtpfarrkirche verlor. Möglicherweise waren bereits nach der 1. Türkenbelagerung 1529 die Schäden irreparabel – denn auf einer der ältesten Darstellungen von Hainburg auf der Zeit um 1670 ist die Martinskirche nur mehr als mächtige Ruine erkennbar. Spätestens nach den Zerstörungen der 2. Türkenbelagerung 1683 war dann an einen Wiederaufbau überhaupt nicht mehr zu denken. 1738 beim Neubau des Pfarrhofes und auch bei dessen Umbau um  1800 wurden massenweise Steine aus der ruinierten Martinskirche verbaut. 1800 wurden dabei die letzten vier noch stehenden Säulen dieser Kirche umgeworfen.  Heute sind von der Martinskirche nur mehr einzelne Steine vorhanden (ein besonders schöner Bildstein ist im Karner ausgestellt). Auf ihren unter der Erde noch erhaltenen Grundmauern steht die Volksschule. Letzte sichtbare Reste des alten Friedhofs, der diese Kirche (und ihre Vorgängerin) umgab, sind Karner (Anfang 13. Jhd.) und Lichtsäule (14. Jhd.); die Gräber befinden sich teilweise immer nach unbeschädigt unter der Erde von Schulhof, Karner-Bereich und Nachbarhäusern.